Lady Cassandra, Tochter eines Earls, wagt es, den Heiratsantrag Lord Lakewoods abzulehnen und wird dafür gleich doppelt gestraft. Zum einen wendet sich ein Großteil der Gesellschaft von ihr ab, da sie zuvor in einer kompromittierenden Situation mit dem Lord erwischt worden war und zum anderen will nun auch Lady Cassandras Bruder, nach dem Tod des Vaters Familienoberhaupt, seiner Schwester das Leben zur Hölle machen. Es sei denn, sie heiratet einen Mann seiner Wahl und zwar unverzüglich. Doch Cassandra denkt gar nicht daran. Stattdessen zieht sie zu ihrer unkonventionellen Tante Sophie, die ihre Nichte unter ihre Fittiche nimmt und gemeinsam gehen sie auf Europareise.
Seitdem ist einige Zeit vergangen.
Der ton munkelt über Cassandras zahlreiche Affären und tatsächlich ist die junge Frau keine Jungfrau mehr; jedoch auch weit davon entfernt, dem schlechten Ruf zu entsprechen, der ihr anhaftet.
Erneut versucht Lady Cassandras Bruder nun, sie in ihre Schranken zu weisen, in dem er sie erpresst. Sollte sie sich weiterhin weigern zu heiraten, lässt er Tante Sophie, deren geistige Fähigkeiten leicht nachgelassen haben, in ein Heim einweisen.
Cassandra ist verzweifelt, zudem benötigt sie dringend Geld. Doch der Schmuck, den Lord Amsbury von ihr erwerben wollte, scheint den Argwohn des Lords zu erwecken. Er stellt unbequeme Fragen nach der Herkunft, die Cassandra nicht so ohne weiteres beantworten kann, denn der Schmuck stammt von ihrer Tante. Hat diese sich einst als Juwelendiebin verdingt? Außerdem sucht der Lord auch anderweitig recht oft Cassandras Nähe. Geht es ihm nur um den Schmuck oder ist sein Interesse an Cassandra echt?
Nachdem ich den ersten Teil des „Fairbourne Quartet“ eher mäßig fand, habe ich lange gezögert, bevor ich mich nun doch dazu entschloss, dem zweiten Teil eine Chance zu geben. Und ich bin ehrlich gesagt froh, dass ich mich auch von negativen Stimmen zum 2. Teil nicht davon abhalten lassen habe, mir selbst ein Urteil zu bilden, denn, um es vorweg zu nehmen, ich fand „Die Eroberung der Lady Cassandra“ richtig gut.
Zum einen liegt das daran, dass ich das Heldenpaar sehr mochte. Sowohl Lady Cassandra, eine clevere, couragierte junge Frau, die gleich an zwei Fronten kämpft (ton und Familie) und sich rührend um ihre Tante kümmert und sorgt, sich jedoch von keinem verbiegen lässt, als auch Yates, Lord Amsbury, der sich trotz der üblen Gerüchte um Cassandra nicht so leicht verscheuchen lässt und genau den Typ Mann verkörpert, auf den sich eine Frau wie Cassandra verlassen kann, bilden trotz ihrer anfänglichen, zahlreichen Geheimnisse im Laufe des Romans eine Einheit. Was als Vernunftehe begann, wandelt sich dann Stück für Stück in Liebe, jedoch versäumt es die Autorin nicht, dem Paar gewisse Aussprachen auf den Leib zu schreiben, damit man auch als Leser die Liebe zwischen Yates und Cassandra nachvollziehen kann.
Yates ist eigentlich im Zwiespalt, denn Lord Lakewood war einst sein bester Freund, bis dieser sich, so munkelt die Gerüchteküche, angeblich aus verschmähter Liebe, mit einem anderen duelliert hat. Die Frau, um die es bei diesem Duell gegangen sein soll, ist ausgerechnet Lady Cassandra. Eigentlich eher ein Grund, diese Frau zu meiden, doch irgendwie lässt sie ihn nicht los und so beschließt er die Geheimnisse von Cassandra zu ergründen, weil er, nachdem er sie besser kennen gelernt hat, fürchtet, dass sein verstorbener Freund eventuell doch nicht so ganz unschuldig war, wie er es stets annahm.
Zwar ist dies kein historischer Liebesroman, in dem ein spannender Moment den anderen jagt, auch entwickelt sich die Love Story zwischen dem Paar eher gemächlich, doch kam bei mir trotzdem zu keinem Zeitpunkt Langeweile beim Lesen auf, da mich die Geheimnisse des Paares, die es zu ergründen galt, bei der Stange hielten.
Der Schreibstil der Autorin ist gewohnt gut und der Zeitepoche, in der die Geschichte angesiedelt wurde, angemessen. Einzig zu bemängeln habe ich die Passivität der Tante, die ihrer Nichte schon viel eher reinen Wein hätte einschenken können und, dass der Bösewicht dieses Romans viel zu selten agiert. Dabei aber recht blass charakterisiert bleibt. Irgendwie nimmt man ihm seine Skrupellosigkeit gar nicht so ab, wie es vielleicht von der Autorin gewünscht wurde. Und auch die übrigen Freunde von Yates hätten für meinen Geschmack ein wenig mehr Konturen vertragen können.
Und das Geheimnis das zum Ende des Romans gelüftet wird, hat es so in sich, dass ich es sehr befremdlich fand, dass der Held sich seiner Frau nicht anvertraut. Aber vielleicht geschieht das ja noch in einem der nachfolgenden Bände.
Fazit: Eine couragierte Heldin und ein Retter in der Not- gelungener zweiter Teil des „Fairbourne Quartet“.
Fairbourne Quartet:
1. Teil: Die unerschrockene Miss Fairbourne
2. Teil: Die Eroberung der Lady Cassandra
3. Teil: The Counterfeit Mistress
4. Teil: The Accidental Duchess