Überall liest man von Kinderstars, die schon als Kleinkinder auf die Bühne geschleift werden. Was macht das? Kann man sich von seinen Eltern lösen? Und was bringt die Zukunft? Der Roman hat das als Kernthema, daher habe ich ihn gelesen.
Notiz am Anfang: Es ist ein Buch, in dem das Negative lange überwiegt. Ein Buch, das wehtut.
Inhalt
Calista wurde von ihrer Mutter, deren Karriere von der Schwangerschaft vereitelt wurde, zum Schauspiel gebracht. Nach einem Unglück hat sie der Schauspielerei den Rücken gekehrt und studiert in einem kleinen Ort Wirtschaft. Aber sie kommt nicht an. Eines Tages erschient Eric, der vor einigen Jahren mit ihr eine Serie drehte und von seinem Vater, einem reichen Produzenten, nicht loskommt. Eric erpresst sie, bei seiner Serie mitzuspielen - und tritt damit eine Lawine von Ereignissen los.
Figuren und Konflikte
Karriere-geile Eltern: Der Konflikt zwischen Calista und ihrer Mutter war gut gestaltet und ich konnte beide Seiten verstehen. Die Mutter versucht, ihre Träume auszuleben und hat die Tochter von sich abhängig gemacht. Es tat weh zu sehen, dass Calista trotz vieler Kilometer Entfernung nicht von ihr und vor allem dem Leben als Schauspielerin nicht loskommt. Sie findet an der Uni keine Freunde, arbeitet nicht, sie verkriecht sich nur. Calista ist weggerannt, wartet aber noch immer darauf, dass ihre Mutter sie unterstützt. Einen Wendepunkt gibt es, als Calista sieht, dass die Mutter ihre Schwestern ins Rampenlicht drängt. Ich fand es übrigens komisch, dass Calista und ihre Schwestern sich fremd sind. Aber auch die Mutter hat sich nie um ihre Zukunft gekümmert, es gab für sie keinen anderen Plan als die Schauspielerei.
Karriere-geile Eltern II: Erics Vater Rawley ist ein Superproduzent, der charismatisch und lächerlich ist. Charismatisch, weil er ein perfektes Netzwerk hat und viele Leute beeindruckt, lächerlich, weil er dem Fernsehen verbunden ist und neuen Entwicklungen wie Webserien skeptisch gegenübersteht. Rawley ist ein toller Kontrast zu Calistas Mutter. Aber am Ende ist er dumm.
Eric und Calista sind Kinderstars, die mit dem realen Leben nicht klarkommen. Sie beschäftigen sich weder mit Alternativen zum Schauspielberuf noch mit Recht, was zu Problemen führt. Andererseits nutzen beide das System z.B. verlässt sich Eric darauf, dass sein Vater seine Eskapaden mit Geld verschleiert. Beiden wollen aus ihrem Hamsterrad heraus, sind aber zu sehr mit der Vergangenheit verknüpft, um loszulaufen. Schade ist, dass Calista gern schreibt, man das aber selten liest.
Neben Eric, Calista und ihren Eltern fand ich Katie am interessantesten. Katie ist Erics Freundin und Tierärztin. Sie ist ein bodenständiger Mensch, der versucht, zwischen Eric und seinem Vater zu vermitteln. Sie kommt aus einer geordneten Familie und erträgt den Streit nicht, lässt sich sogar vom charmanten Vater einwickeln. Katie finde ich gut, weil sie eigentlich perfekt ist - aber nicht perfekt für Eric. Sie versteht nicht, dass er seinen eigenen Weg gehen muss. Nebenfiguren wie Calistas Mitbewohnerin oder ein gemeinsamer Freund erfüllen ihre Funktion, bleiben aber blass.
Und ich mochte Erics Hündin :-)
Spannung und Erzählstil
Im Kopf bleiben mir die leidenschaftlichen Liebesszenen und die negative Energie. Auch wenn die Erotik-Szenen irgendwann zuviel werden, gefällt mir der Esprit der Liebe. Das Buch liest sich an diesen Stellen sehr lebensnah und ich konnte gut mitfühlen. Andererseits sieht man Calista oft leiden. Das war spannend, aber oft zuviel.
Dramaturgisch war das Buch nett - das Buch nimmt sich viel Zeit, um die Konflikte aufzubauen, um sie im letzten Drittel zu lösen. Ich fand das etwas viel - zuviel Einleitung, zuviel Konfliktlösung, beim auslösenden Moment Potential verschenkt.
Außerdem klingen beide Perspektiven gleich, sodass ich beim Wechsel Probleme hatte.
Fazit
Der Text hat einige Stärken und bleibt im Gedächtnis. Aber er verschenkt viel, weil er sich zu sehr auf die Konflikte und das Leiden konzentriert, anstatt vielfältig zu sein.