TifAni FaNelli scheint eine Frau zu sein, die es im Leben geschafft hat. Sie hat einen tollen Job, eine Modelfigur und einen Verlobten, um den sie viele andere Frauen beneiden. Doch Ani, wie sie sich mittlerweile nur noch nennt, weil sie ihren eigentlich Vornamen zu billig klingend findet, ist im Grunde ein Mensch, der zutiefst unglücklich und verunsichert ist. Im Laufe der Jahre hat sie es sich jedoch angewöhnt, ihr Inneres vor anderen Menschen zu verschließen, was auch für ihren zukünftigen Ehemann gilt. Luke weiß zwar um Anis Geheimnis, ein schreckliches Geschehen, dass bereits in ihrer Schulzeit stattfand, doch möchte er dieses traumatische Erlebnis lieber ganz unter den Tisch kehren und nicht mehr darüber sprechen, da Anis Rolle darin einst für unschöne Spekulationen sorgte und seine angesehene Familie keine schlechte Publicity braucht. Obwohl Ani seit ihrer Schulzeit an einem College, stets bemüht war, ihren gewöhnlichen Hintergrund abzuschütteln und sich stattdessen mit der „In-Clique“ einzulassen; was sich nun, im Laufe der Jahre noch verstärkt hat, verachtet sie im Grunde doch die Art der Reichen und Beliebten ihr Leben zu leben. Als sie die Möglichkeit erhält bei einer TV Doku mitzuwirken, die sich mit den damaligen, schrecklichen Ereignissen beschäftigt, in die Ani verwickelt war, spitzt sich Anis innerer Konflikt zu…
Zunächst einmal wurde ich durch das optisch sehr hochwertig und elegant ausgestattete Cover auf Jessica Knolls Roman aufmerksam und vermutete, es würde sich ein regulärer Thriller dahinter verbergen. Doch auch wenn der Klappentext das dem Leser vielleicht suggerieren möchte, ist „Ich bin so glücklich“ doch etwas völlig anderes. Statt des erwarteten Thrillers, bekommt man eine Mischung aus Chick Lit, College-Roman und Drama geboten, in dessen Fokus mit Ani eine Romanheldin steht, die es dem Leser leider keinesfalls einfach macht, sie zu mögen. Um es vorweg zu nehmen, selbst ab dem Zeitpunkt, als man dann endlich erfährt, was Ani einst widerfahren ist und wieso sie sich so widersprüchlich verhält, konnte mich ihr Charakter nicht dazu verleiten, sie zu mögen. Man mag zwar ihre Handlungsweisen besser verstehen, doch konnte mich die Heldin dieses Romans leider weder berühren noch irgendwie anderweitig erreichen.
Erschwerend kommt dazu, dass sich das Lesen der ersten hundert Seiten für mich sehr zäh gestaltete, da die Autorin sich darin ergeht (aus Anis Sicht geschildert) das Leben der Reichen und Schönen zu schildern und zwar in einem Maße, das über das hinausgeht, was man als Leser an Informationen bräuchte. Man stolpert beim Lesen stattdessen über zahlreiche, überflüssige Beschreibungen von Markenkleidung, Aufzählungen von Diäten, bzw. in diesem Fall eher grotesk wirkende Hungerkuren, die die Autorin wohl dazu benutzen wollte, um den leeren Lebensinhalt der, sich für angesagt haltenden oberen Zehntausend darzulegen, was ich in diesem übertrieben wirkenden Maße einfach für völlig unwichtig gehalten habe. Mich hat es nicht nur befremdet, sondern vor allem gelangweilt, diese Romanpassagen zu lesen und ich wollte den Roman eigentlich schon vorzeitig abbrechen, doch dann kam auch endlich Fahrt in die Story, da die Romanheldin in Rückblenden erzählt, wie ihre Collegezeit war und was sie auf dem College erlebte.
Man sollte sich jedoch nicht der Illusion hingeben, dass Anis Erlebnis für ihre einschneidende Charakteränderung sorgte, denn Ani ist sowohl zuvor, als auch danach eine unsympathische Göre, die sich für ihre einfache Herkunft schämt.
Zugegeben, auch ihr Umfeld, seien es ihre Eltern, ihre Freunde im College oder auch später Kollegen und Kolleginnen und nicht zu vergessen Anis Verlobter, stehen Ani auf der Sympathienskala in nichts nach. Alle sind durchweg Egoisten und Ekelpakete par excellence und genau wie Ani einskalte Opportunisten. Selbst die einzige Figur in diesem Roman, die lediglich Anis Wohlergehen im Auge hat, gerät im Laufe der Story in einen Interessenskonflikt, der erst durch Anis Verhalten geschürt wird.
Obwohl ich früh ahnte, welches Geheimnis Ani mit sich herumträgt, weil man es sich einfach durch gewisse Andeutungen, die die Autorin zwischenzeitlich macht, denken kann, konnte mich zumindest dieser verstörend wirkende Handlungsstrang an das Buch fesseln, weil dieser Teil atmosphärisch sehr dicht beschrieben ist und man sich, auch wenn man Ani nicht mag, gut in die Romanheldin hineinversetzen kann.
Da Jessica Knoll Ani innere Zerrissenheit und deren Ängste aber sehr gut dargestellt hat, möchte ich für „Ich bin so glücklich“ nicht weniger als 3 von 5 Punkten vergeben.
Kurz gefasst: Ermöglicht Anpassung und Streben nach mehr, Sicherheit? Eine unausstehliche Romanheldin geht einen steinigen Weg. Zum Teil sehr klischeebehaftete Story, die aber im Laufe des Romans an Ernsthaftigkeit und Tiefgang gewinnt.