Das Problem bei Liebesgeschichten ist ja oft, dass dort nichts außergewöhnlich Neues oder Innovatives geschieht. Es gibt zwei Menschen, die sich anfangs gar nicht so sehr leiden können (oder sich direkt auf den ersten Blick ineinander verlieben), dann schleichen sie eine Weile umeinander herum, man entwickelt ernsthafte Gefühle und schließlich kommen die beiden Hauptprotagonisten zusammen; entweder durch einen wirklichen dummen Zufall oder weil es sie es schließlich nicht mehr aushalten können. Deswegen ist es mir persönlich auch immer wichtig, wie sich die Zeitspanne zwischen Kennenlernen und Zusammenkommen gestaltet, was dort geschieht, wie diese Spanne gefüllt wird und wie interessant sie aufbereitet ist.
Bei "Wer weiß schon wie man Liebe schreibt" hatte ich gerade mit dieser Spanne ziemlich zu kämpfen. Im Grunde hat mir die Liebesgeschichte zwischen einem unnahbaren, mürrischen Autor und seiner sehr engagierten, engstirnigen Marketing-Referentin sehr gut gefallen. Es gibt einiges an Geheimnissen, die Tim Bergmann nicht immer freiwillig von sich preisgibt, es gibt auch einige private Dilemma, mit denen Bea zu kämpfen und insgesamt passiert auch wahnsinnig viel während der Kennenlern-Phase der beiden.
Da ich selbst im Marketing arbeite und mich ja auch durch meinen Blog sehr für die Buchbranche interessiere, waren die Einblicke in Beas Arbeit für mich sehr toll geschildert. Ich würde genau so eine Arbeit irgendwann auch mal gerne machen, weswegen ich mich natürlich sofort mit Bea identifizieren konnte. Ich habe auch weitere Gemeinsamkeiten entdeckt, zum Beispiel bin ich ebenso zielstrebig und engstirnig, ich kann sehr schwer Nein sagen, mache viel Arbeit für andere mit und bin teilweise (vielleicht deswegen) auch ein wirklicher Kontrollfreak. Und auch Tim Bergmann hat mir gut gefallen, weil er als Autor so authentisch wirkte. Er ist einfach ein Mann, der aus den verschiedensten, ganz persönlichen Gründen schreibt und dem es auf den Keks geht, wenn andere alles über ihn wissen wollen und ihn wegen seines Talents anhimmeln. Es waren also schließlich nicht die Charaktere, die mich nicht so hundertprozentig überzeugen konnten – es war die Chemie zwischen den beiden sich Liebenden.
Man merkt zwar im Laufe der Geschichte, dass die beiden Hauptprotagonisten einiges gemeinsam haben, vor allem im Bezug darauf, wie sie aufgewachsen sind und dass sie sich in ihren Leben hochkämpfen mussten, aber mir das für ein Zusammenkommen einfach nicht genug. Ebenso die Tatsache, wie sie zusammengekommen sind. Der unnahbare, kalte, abweisende Tim. Und Bea, die immer wieder aufs neue auf ihn zugeht und ihn zur Vernunft bringen will, er aber meist mit noch mehr Genervt- und Gereiztheit reagiert. Diese Geschichte dreht sich andauernd im Kreis, wiederholt sich ständig und hinterließ bei mir immer mehr und mehr das Gefühl: "Kommt doch endlich zusammen, damit endlich Ruhe ist und nicht nochmal alles von vorne beginnt!". Letztlich ist die Geschichte doch ganz schön zu lesen und auch am Ende konnte ich mich mit ihnen als Paar anfreunden, aber trotzdem hat mir das gewisse Extra gefehlt, das Etwas, das Besondere, dieser "Oh, wie schön"-Moment.
Vom Schreibstil der Autorin Kristina Günak her, könnte ich mir definitiv vorstellen, noch weitere Bücher von ihr zu lesen. Ich mochte ihre flapsige Art zu schreiben, teilweise mit Humor, teilweise mit Emotionen, aber durchweg doch unterhaltend. Ich hoffe, dass ich doch nochmal in den Genuss komme, ein Buch von ihr zu lesen – diesmal vielleicht mit einem, für mich persönlich, ansprechenderem Paar.
Auch das Cover gefällt mir gut, da ich absolut auf verspielte Gestaltung stehe. Es passt vielleicht nicht so hundertprozentig zum Buch, weil weder Bea, noch Tim sehr verspielt sind (auch nicht als Paar), aber es ist definitiv ein Eyecatcher, der den ein oder anderen sicher auch zum Kaufen gebracht hat.
Fazit
"Wer weiß schon wie man Liebe schreibt" ist eine gute Liebesgeschichte, von der ich mir allerdings mehr versprochen hatte. Das ganz "nette" Paar, Tim und Bea, konnte mich leider nicht richtig mitnehmen, dafür mochte ich allerdings die Hintergründe der Geschichte und den Schreibstil der Autorin sehr gerne.
[3,5 Sterne]