Das Cover ist sehr schlicht, da eigentlich nur zwei gezeichnete Figuren, die eine Schnur zu verbinden scheint, zusehen sind. Aber dadurch spricht es mich sehr an und diese Art von den Figuren auf den Covern finde ich ansprechender als echte Menschen, weil es so nicht die Vorstellungskraft des Lesers beeinträchtigt.
Aber noch wichtiger ist natürlich das Innere der Bücher, was mich noch mehr begeistern konnte und vom tollen Schreibstil von Kara Atkin getragen wird. Sie schreibt poetisch, aber noch so, dass die Gedanken und Gespräche der Charaktere realistisch bleiben, und insgesamt sehr eindringlich, sodass ich mit der Protagonistin sehr mitgefühlt habe. Gleichzeitig lässt sich der Roman flüssig lesen.
Man bekommt die ganze Geschichte aus Jades Perspektive erzählt, die nach dem Tod ihres Vaters, der jahrelang gegen den Krebs gekämpft hat, nach Seoul geht, um Englisch zu unterrichten. Man merkt direkt am Anfang, wie sehr sie noch mit ihrer Trauer zu kämpfen hat und noch Zeit brauchen wird, um wirklich alles zu verarbeiten. Im Laufe des Buches macht der Gedanke an ihren Vater sie immer wieder traurig, was ich gut nachvollziehen kann und immer wieder für emotionale Momente sorgt. Aber es hat mich auch gefreut, wie sie in der neuen Umgebung wieder aufblühen kann und tolle Leute kennen lernt, mit denen sie viel Spaß haben kann. Generell schafft es Jade schnell, sich in Seoul und mit der dort etwas anderen Kultur zurecht zu finden, wofür ich sie sehr bewundere. Insgesamt ist sie sehr offen und zuverlässig, wenn andere ihre Hilfe brauchen. Man lernt dann auch ihre künstlerische Ader kennten, der sie sich aufgrund der langen Erkrankung ihres Vaters lange verschlossen hat. Ihre Leidenschaft fürs Malen konnte ich beim Lesen stets stark spüren, denn es ist ein großer Teil von Jades Persönlichkeit.
Eine gewisse Zeit des Buches spielt die Romance keine Rolle, sondern nur Jades ganz persönliches Einleben in Seoul, da man den Love Interest Hyun-Joon auch erst nach knapp 100 Seiten zum ersten Mal trifft. Aber als er dann Teil der Geschichte wurde, hat er mein Herz, genauso wie das von Jade, im Sturm erobert. Er ist ein herzensguter Mensch, der sich stets für andere aufopfern würde, ohne sich je darüber zu beschweren. Dadurch schafft er es, dass seine Mitmenschen sich in seiner Gegenwart wohl fühlen und besonders im Umgang mit Jade ist er toll. Auf jeden Fall hat er Bookboyfriend-Potential, der zu Beginn vielleicht etwas zu perfekt erscheint, aber dann auf seine Schwächen und Macken zeigt, die ihn menschlicher und authentischer machen. Zum Beispiel kann er sehr stur sein.
Vom ersten Augenblick an, als sich Jade und Hyun-Joon begegnen, finden sie sich sehr sympathisch und fühlen sich auch zueinander angezogen, ohne dass der sexuelle Aspekt je im Vordergrund steht. Sie wollen sich einfach gerne kennen lernen und verbringen ganz ungezwungen Zeit miteinander, wobei die Schmetterlinge im Bauch immer mehr werden. Es gibt kein komplizierter Hin und Her, sondern beide wissen ganz genau, dass sie den jeweils anderen toll finden. Vielleicht könnte man sagen, dass es etwas schnell zwischen ihnen vonstattengeht, aber für mich passte es zwischen Jade und Hyun-Joon einfach und am Anfang hat man eben die rosarote Brille auf. Im Laufe ihrer Beziehung wird es dann auch etwas komplizierter, aber es wird nichts künstlich aufgebauscht und es kommt zu keinem unnötigen Drama. Stattdessen stellen sich ihnen realistische Probleme in den Weg, bei denen ich die Sichtweisen von beiden Charakteren nachvollziehen kann. Ich habe sehr mit ihnen mitgelitten und möchte einfach, dass sie ihr Happy End bekommen, mit dem beide glücklich sind.
Doch nicht nur Jade und Hyun-Joon konnten mich überzeugen, sondern auch die Nebenfiguren. Jades neue Freunde in Seoul nehmen sie direkt freundlich in ihre Mitte auf und es gab schöne Momente, wo ich mich am liebsten zu ihnen gesetzt hätte. Umso trauriger fand ich, dass Jades bester Freund Chris, mit dem sie seit Jahren durch dick und dünn geht, zwischendurch vergessen wurde und die beiden relativ wenig Kontakt zueinander haben. Mein liebster Charakter wurde dann ein Familienmitglied von Hyun-Joon, der mein Herz wirklich berührt hat. Ich muss sagen, dass die Bindung innerhalb dieser Familie sehr eng ist.
Ein richtiges Highlight in diesem Buch war für mich das Setting Seoul, da ich noch kein Buch gelesen habe, dass dort spielt. Mit der südkoreanischen Kultur kenne ich mich jetzt nicht so aus, weshalb ich es gefeiert habe, dass Kara Atkin immer wieder Informationen über die Kultur, die Sprache, die Gesellschaft oder auch das Essen eingestreut hatte. Dabei geht sie sowohl auf die Vor- als auch die Nachteile ein. Ein Glossar am Ende hätte es noch perfekt abgerundet.
Das Buch hat mir insgesamt sehr gut gefallen, weil es ein gelungener Mix aus ernsthaften und lockeren Momenten ist. Die Spannung kam dann auf, als es drohte, langweilig zu werden, und am Ende habe ich tausend Frage für den zweiten und finalen Band, in dem wir Jade und Hyun-Joon weiter begleiten wird. Der Cliffhanger ist echt fies, sodass ich den Juli nun herbei sehne.
Fazit: 4,5/5⭐️
Eine authentische Liebesgeschichte in einem besonderen und atmosphärischen Setting